Die Strasse – eine Legende
Sie ist eine weltweit einzigartige Panorama-Strasse. Sie war ein einzigartiges Bauprojekt und eine sagenhafte Leistung tausender Bauarbeiter. Sie verbindet das Salzburger Land mit der Südseite der Alpen; mit Kärnten.
Die Grossglockner Hochalpenstrasse wird ab 1924 als Alpenquerung geplant. Baubeginn ist der 30. August 1930. Schon am 3. August 1935 wird die 48 km lange Strasse eröffnet. Unermüdlich wurde in der schneefreien Zeit die 8m breite Strasse mit 200 Kurven und 36 Kehren gebaut. Der alte Römerweg über die Alpen von Norden nach Süden wird zur ausgebauten Strecke über einen Pass an Österreichs höchsten Berg.
Das Hochtor – als Möglichkeit einen Hauptkamm zu überqueren noch bevor die Strasse überhaupt „gedacht“ war hielt bis zur Hochblüte des Handels im 17. Jhdt. als Handelsweg den dritten Rang nach dem Brenner und dem Radstädter Tauern mit knapp zehn Prozent des Handelsvolumens der Ostalpen.
Der Grossglockner mit seinen majästetischen 3.798 m Gipfelhöhe ist höchster Punkt im Glocknermassiv und im Nationalpark Hohe Tauern. Umgeben von 15 eindrucksvollen 3000er Gipfeln und über 20 Bergen mit mehr als 2500 m Höhe schlängelt sich die Strasse von Ferleiten über das Fuscher Törl von der Salzburger Seite nach Kärnten. Durch das Hochtor (auf 2.500 m) und am Franz-Josefs Haus vorbei geht es auf der Südseite nach Heiligenblut und Kals.
Im Jahr 1922 begannen erste Visionäre die Idee einer Strasse über das Hochtore zu verfolgen. Ganz am Anfang war diese Strasse noch sehr dezent geplant im Vergleich zu den Dimensionen, die sie dann beim Bau wirklich erreichte. Nur 3 m breit sollte sie sein, als Schotterweg, kaum Strasse, hier und da waren Ausweichbuchten geplant. Die wirtschaftliche Lage Österreichs war nach dem ersten Weltkrieg nicht besonders hoffnungsvoll.
Das große Bauprojekt würde nicht nur die Täler in Kärnten und rund um Zell am See und Karprun für den Tourismus erschließen, es würde Arbeitsplätze schaffen und eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen für Warenverkehr und Reisende darstellen. Der Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl und der Techniker Franz Wallack waren gleich zu Anfang die Väter des Projektes.
Die ehemals visionäre Idee gewinnt durch die oftmals selbstlose und energische Tätigkeit der beiden bald Gestalt. Im Herbst 1924 wird Ingenieur Franz Wallack beauftragt, eine drei Meter breite Straße, mit Option zur Erweiterung auf fünf Meter, den genannten Ausweichen auf Sichtweite, Höchststeigung 12 Prozent (Edelweißspitze 14 Prozent) und einer Schotterdecke zum Preis von damals drei Millionen Schilling – das entspricht heute einem Geldwert von ca. 6,5 Millionen Euro – zu projektieren .In tage- und stundenlangen Wanderung erkundet Wallack das Gebirge und legt den Verlauf der Strasse mit den aktuellen Kenntnissen aus seinen Begehungen von Scharten und Kämmen, von Geröllfeldern und Fragmenten der alten Römerstrasse vor Ort fest.
1928 gibt schließlich der damalige Landeshauptmann Franz Rehrl den entscheidenden Anstoß zum Bau der Glocknerstraße. Im Herbst 1929 beschloss der Salzburger Landtag unter dem wachsenden Druck der Weltwirtschaftskrise einstimmig den Bau der Glocknerstraße. Am 30. August 1930 um 9.30 Uhr kracht der erste Sprengschuss in Ferleiten. Die Zeit bis zum Winter wird hauptsächlich für Aufschlussarbeiten genutzt.
Am 19. Februar 1931 wird die Großglockner Hochalpenstraßen AG gegründet. Der Bau geht zügig voran. Von den 30,2 km beider Rampen wird Ende 1931 bereits ein Drittel fertiggestellt, zwei Drittel sind im Bau. Genau 13 Monate später, am 22. September 1934, überquert Rehrl noch auf der Bautrasse in einem adaptierten Steyr 100 (1,2 Liter, 32 PS, 100 km Spitze, ca. 10l auf 100 km) als erster Autofahrer die Hohen Tauern.
Vor der Eröffnung der Großglockner Hochalpenstraße wird die Zubringerstraßen im Mölltal und im Fuscher Tal ausgebaut.
Am 3. August 1935 wirde die Großglockner Hochalpenstraße feierlich eröffnet. In den 26 Baumonaten werden 870.000 Kubikmeter Erde und Fels bewegt, 115.750 Kubikmeter Mauerwerk geschaffen, 67 Brücken gebaut und ein Straßentelefon mit 24 Sprechstellen installiert. 3.200 Arbeiter leisten 1,8 Millionen Arbeitsschichten.
Die Gesamtbaukosten betragen laut Endabrechnung vom 16. April 1936 umgerechnet auf den Geldwert von heute 53,5 Millionen Euro für den Straßenbau und 3,3 Millionen Euro für die Verbesserung der Zubringerstraßen, der Fernsprechanlagen und diverse Details.
Nicht nur ein sagenhaftes Bauwerk ist entstanden, sondern auch die legendäre Traumstrasse der Alpen.
Wer erinnert sich nicht an das „G“ als Mautaufkleber, welches in den fünfziger Jahren auf der Isetta-Frontscheibe ebenso prangte wie auf der Mercedes-Windschutzscheibe oder dem Roller-Windschutz. Wer den Grossglockner überquerte konnte zuhause etwas berichten, voller unvergleichlicher Eindrücke und voller Stolz.
Aktuelle Informationen zu Themen an der Strasse gibt es immer unter: www.grossglockner.at