1935 – I. Internationales Grossglockner Rennen
Sieger auf Alfa Romeo P3 : Mario Tadini (I) in 14:42,72 Minuten
Einen Tag nach der Eröffnung der Pass-Strasse mit ihren schiere unendlich langen 48 km verwandeln sich Fusch und Ferleiten in ein großes Fahrerlager. Unter den die Strasse überspannenden Dekorationen vom Eröffnungstag bewegen sich Rennfahrzeuge aus ganz Europa mit Ihren Teams und Fahrern zur Rennvorbereitung in Richtung der gewalzten Sand- und Schotterstrasse.
Im Lukashansl sitzen die Rennkommissare des ÖAMTC und des Automobilclubs Salzburg und wachen über das Reglement und die Startreihenfolge. Das Tal vor der Mautstation – damals noch eine recht schlicht-funktionelle Holzhütte mit Fenstern – wird mit der Gegenwart und dem im wahrsten Sinne des Wortes „rasanten“ Fortschritt im Motorsport und der Mobilität konfrontiert.
Zwar wurde die Grossglockner Hochalpenstrasse als großes Bauprojekt in der Weltwirtschaftskrise angeschoben, um auch die Motorisierung den Tourismus in die Alpentäler der Gemeinden Zell am See, Fusch-Bruck und Kaprun hinein zu tragen, aber eine solche Vielfalt an Fahrzeugen hat die Region noch nie gesehen. Automobile gab es in Zell am See vielleicht gerade mal als Chauffeur-Wagen am mondänen Grand Hotel…
Nun kommen Alfa Romeos, Bugattis, MGs und ERAs, Maseratis, BMWs und andere Sportwagen der Vorkriegszeit in großer Zahl und mit entsprechender Geräuschkulisse bei voller Motorenlast im Rennbetrieb.
Das erste „Internationale Grossglockner Rennen“ startet am 4. August 1935 früh am Morgen. Die Wetterverhältnisse sind wechselhaft, aber annehmbar. Ins Tal hinein haben sich unendlich viele Zuchauer auf den Weg gemacht. Kurz vor dem Start strömen die letzten den Berg hinauf, um sich in den Kehren und Kurven gute Platze zu sichern.
Noch ist die Zuschauer-Zahl aber überschaubar. Bei den Rennen der nächsten Jahre wird es anders sein. Programmhefte werden verkauft, Fahrzeuge getankt, Reifendruck geprüft und Vergaser eingestellt. Die Höhenluft muß beim Gemisch berücksichtigt werden.
Es gibt folgende Starterklassen:
- Sportwagen-Klasse (4 Klassen):
- Hubraum bis 1100 ccm, dann bis 1500 ccm, bis 2000 ccm und schließlich bis 3000 ccm
- Rennwagen-Klasse
- Hubraum bis 1100 ccm, dann bis 1500 ccm, bis 2000 ccm und schließlich über 3000 ccm
Eine vollständige Starterliste aus unserem Archiv finden Sie hier.
Luigi Villoresi startet mit seinem Fiat. Johnny Graf Lurani-Cernuschi bringt einen Maserati, Miss Eileen Ellison aus England einen Bugatti an den Start. Christian Kautz aus der Schweiz startet im Alfa Romeo 1750, Zdenek Pohl aus der Tschechei kommt mit einem Bugatti, Paul Cocagne aus Belgien ebenfalls. Carlo Pintacuda und Mario Tadini starten auf Alfa Romeos für die schnelle und noch junge Scuderia Ferrari aus Modena. Bobby Kohlrausch steht mit seinem MG in der Starterliste, Richard Seaman bekannt als „Dick“ Seaman bringt einen kraftstrotzenden ERA.
75 Starter zeigt die alte Teilnehmerliste aus dem Jahr 1935. Österreicher sind dabei, Schweizer, Deutsche, Italiener, Ungarn, Tschechen, Engländer, Franszosen, Belgien, Niederländer und auch Spanier.
5 Maserati sind dabei, 5 MGs, 14 Bugattis, 11 Alfa Romeos, 5 Fiat, nur 1 BMW aber auch Fahrzeuge der Marken Adler, BNC, Talbot, Frazer Nash, Austro Daimler (mit Dr. Karl Imhoff aus Böckstein in Österreich) , Amilcar und ein Rennwagen der kurzzeitig lebenden Marke National Pescara aus Spanien starten. Ein eindrucksvolles Starterfeld ist an den Berg gekommen. Es gilt eine der längsten Bergrennstrecken der Welt zu bewältigen.
Jeder Starter fährt nur einmal auf Bestzeit den Berg hinauf. Es wird nur ein Lauf gefahren, die ideale schnellste Zeit muß gleich gelingen.
Bei den Rennwagen geht es schnell zu: Mario Tadini benötigt auf einem Alfa Romeo P3 nur eine Zeit von 14:42,74 Minuten. Das entspricht einem Durchschnitt von 79,59 km/h.
Die beste Sportwagenzeit gelingt dem Italiener Carlo Pintacuda mit seinem Alfa Romeo – er schießt den Berg mit einen Schnitt von 76,7 km/h in 15:15,69 Min. hinauf. Damit gewinnen Fahrer der Scuderia Ferrari jeweils auf Alfa Romeo sowohl die Sportwagenklasse als auch die Rennwagenklasse.
Trotz des Fernbleibens der damals im Zenit des allgemeinen Interesses stehenden Marken Auto Union und Mercedes-Benz ist das Großglocknerrennen 1935 ein glanzvolles Ereignis.